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Mediation beschäftigt sich mit der strukturierten und konstruktiven Beilegung von Konflikten. Ziel ist der Abschluss einer gemeinsamen Vereinbarung, welche die Bedürfnisse und Interessen der Konfliktparteien berücksichtigt und so eine stabile Konflikteindämmung ermöglicht. Klärungsorientierte Mediation geht im Kern von der Annahme aus, dass frustrierte Interaktionsmotive eine zentrale Konfliktursache darstellen. Ungünstige soziale Konflikte entstehen immer dann, wenn unbewusste Interaktionsmotive einer Person dauerhaft und/oder massiv frustriert scheinen. Welche Motive für eine Person zentral sind, ist unterschiedlich und beruht darauf, welche Erfahrungen die Person in ihrer Biografie gemacht hat. In Konflikten lösen frustrierte Interaktionsmotive Emotionen wie Wut, Ärger, Scham, Enttäuschung/Traurigkeit oder auch diffuse Affekte (z.B. gereizt sein, angespannt sein, einen Kloß im Hals haben, u. a.) aus. Das bei einer Person entstehende negative Empfinden und die gefühlte Bedeutung eines Sachverhaltes bestimmen das Konfliktpotenzial - nicht der reale Inhalt bzw. das Geschehen selbst.
In Anlehnung an das Konzept der Beziehungsmotive von Sachse (vgl. Sachse, 2003, 2006) wird in der Klärungsorientierten Mediation zwischen den grundlegenden Motiven Anerkennung, Wichtigkeit, Verlässlichkeit, Solidarität, Autonomie und Grenzen unterschieden, die in der Interaktion mit anderen zum Tragen kommen und das Verhalten kurz− und langfristig steuern. Werden diese Motive frustriert, entstehen Befürchtungen, die zu Vermeidungs- oder Kompensationsreaktionen sowie Konflikten führen.
Obwohl diese Interaktionsmotive bei jedem vorhanden sind, unterscheiden sich Personen darin, welche Motive für sie dominant und handlungsleitend sind. Personen, die in erster Linie wichtigkeitsmotiviert sind, legen großen Wert darauf, dass sowohl sie als Person, als auch die Belastung, unter der sie stehen, wahrgenommen werden. Dies ist für jemanden, der vor allem grenzorientiert ist, bedrohlich und hoch aversiv. Für Grenzorientierte steht bei der Konfliktlösung vor allem die Sicherheit des eigenen Bereichs im Fokus.
Das Herausarbeiten der Interessen ist das Herzstück der Mediation. Sie ist die Basis für den weiteren Ablauf der Mediation und letztendlich für eine nachhaltige Konfliktlösung. Nur wenn der Mediator es schafft, die den Interessen zugrundeliegenden Interaktionsmotive herauszuhören und diese zu berücksichtigen, kann eine allseits zufriedenstellende Konfliktlösung gefunden werden.
Ein weiterer zentraler Erfolgsparameter für das Gelingen der Mediation ist, ob es dem Mediator gelingt, eine positive Arbeitsbeziehung zu den Konfliktparteien aufzubauen. Zu Beginn unterstützt die gute Arbeitsallianz die Bereitschaft dazu, sich auf die Mediation einzulassen. Später fördert sie das Weitergeben notwendiger Informationen, sowie die Offenheit und konstruktive Gestaltung des Mediationsverfahrens durch die beteiligten Personen. Auf Basis einer stabilen Arbeitsbeziehung hat der Mediator dann auch die Möglichkeit, die Konfliktparteien auf Widersprüche hinzuweisen, unliebsame Alternativen zu thematisieren oder Äußerungen - wenn nötig – zu widersprechen.
Bei der Klärungsorientierten Mediation kommen verschiedene Methoden und Strategien (z. B. strukturierte klärungsorientierte Interessenanalyse, allgemeine und komplementäre Beziehungsgestaltung, Motivierende Gesprächsführung, personenzentrierte Konfrontation) zum Einsatz, welche eine systematische Vertiefung in allen Mediationsphasen ermöglichen Diese sind jedoch nicht als losgelöste Bausteine zu sehen, sondern greifen ineinander. Eine vertiefte Interessenklärung und konfrontative Intervention ist nur dann effektiv umsetzbar, wenn durch die Beziehungsgestaltung eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung etabliert wurde. Aufbauend auf der intensiven Interessenanalyse besteht die Möglichkeit, Ambivalenzen zu erkennen, konstruktiv mit auftauchenden Widerständen umzugehen und dadurch die Wahrscheinlichkeit einer für beide Parteien zufriedenstellende Lösung zu steigern. Auf diesem Weg kann das Ziel der gemeinsamen Vereinbarung, welche die Bedürfnisse und Interessen sämtlicher Konfliktparteien berücksichtigt, konstruktiv vom Mediator gesteuert werden.
Die Hazelnut Consulting unterstützt Sie dabei, Konfliktlösungen durch den Einsatz Klärungsorientierter Mediation positiv zu beeinflussen.
Literatur:
Schmidt, A., Kiszkenow-Bäker, S. & Gerndorf, M.(2014). Klärungsorientierte Mediation, Zeitschrift für Konfliktmanagement 3/2014, S. 87-92.
Sachse, R. (2003). Klärungsorientierte Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
Sachse, R. (2006). Therapeutische Beziehungsgestaltung. Göttingen: Hogrefe